Wie Sie mit Lügen von Kindern umgehen

Irgendwann ist immer das erste Mal, so auch beim Thema Lügen. Kurze Beine, lange Nase, Sprichwörter gibt es viele, aber woran erkenne ich, ob mein Kind lügt und was ist dann zu tun?
Laut Entwicklungspsychologen ist das Lügen bei Kindern ein wichtiger Schritt in ihrer kognitiven Entwicklung. Da sie sich nun in andere hineinversetzen können, wissen sie auch, dass nicht jeder immer exakt dasselbe über eine bestimmte Sache weiß. Somit gilt: Je intelligenter ein Kind ist, desto früher fängt es mit dem Lügen an. Bis zum Eintritt in die Schule sind die Lügen der Kinder allerdings ihrer lebhaften Phantasie geschuldet und ihrer Schwierigkeit, diese von der Realität zu unterscheiden. Somit ist es kein Besorgnis erregender Zustand, wenn Ihr Kind ab und an nicht ganz die Wahrheit erzählt. Sind die Kinder in der Schule, können sie in der Regel bewusst lügen und tun dies aus den unterschiedlichsten Motiven. Einer der Gründe ist z.B. die Angst vor Strafe, wenn etwas zu Bruch gegangen ist oder wenn es eine schlechte Note bekommen hat. Hier hilft es dem Kind, wenn Sie mit ihm über die Situation reden und ihm zu verstehen geben, dass Sie es trotzdem noch genauso lieb haben wie vor der Lüge und dem Missgeschick. Nicht die Lüge sollte eine Strafe nach sich ziehen, vielmehr sollte dem Kind plausibel gemacht werden, dass es für den entstandenen Schaden aufzukommen hat, etwa indem Geld vom Taschengeld für die Reparatur einbehalten wird.
Ein weiterer Grund für Kinder zu lügen ist es, Anerkennung bei Gleichaltrigen zu erlangen. Dafür werden schon mal die Berufe der Eltern neu erfunden und plötzlich hat man einen privaten Fußballplatz oder die neueste Computertechnik zu Hause. Hier ist es wichtig zu verstehen, dass das Kind anscheinend über ein geringes Selbtwertgefühl verfügt und Angst hat, für die Klassenkameraden nicht besonders genug zu sein. Ein Hobby, mit dem das Selbstvertrauen des Kindes gestärkt wird, hilft ihm aus dieser Situation heraus und natürlich der Beistand und das Vertrauen der Eltern.
In der Schule und gerade während der Pubertät kann man schnell überfordert sein. Auch das ist ein Grund, zur Lüge zu greifen. Aus Scham darüber, den Erwartungen der Eltern und der ganzen Welt nicht gerecht zu werden, lügt das Kind lieber als mit der Wahrheit herauszurücken. Eltern sollten in diesem Fall ihre Erwartungen an das Kind reflektieren und nachsichtiger mit ihm sein. Am wichtigsten ist ein gutes, intaktes Verhältnis zum Kind anstatt sich mit Vergleichen und Erwartungen das Leben schwer zu machen. Immer sollte ein Gespräch über Lügen im Privaten, unter vier Augen, stattfinden, das Kind ist mit seinem schlechten Gewissen schon gestraft genug und eine Bloßstellung vor Freunden ist alles andere als ein fairer Umgang.
Zum 1. April als Scherz oder aus Höflichkeit und Rücksicht bei unbeliebten Geschenken der Verwandtschaft ist eine Notlüge erlaubt und sinnvoll. Der Umgang mit ihr bereitet die Heranwachsenden auf die späteren gesellschaftlichen Gepflogenheiten vor. Grundsätzlich gilt: Erwachsene agieren bei allem als Vorbild und dürfen nicht mit zweierlei Maß messen!