Umgang mit Mobbing in der Kinderbetreuung

Kinder können grausam sein. So ist es nicht verwunderlich, dass das Thema Mobbing nicht erst schulpflichtige Kinder betrifft, sondern bereits im Kindergartenalter anfängt. Ob im Kindergarten selber, auf dem Spielplatz oder in der Wohnsiedlung: Überall wo Kinder regelmäßig zusammenkommen und eine Gruppe bilden, besteht potenzielles Mobbing-Risiko. Von Mobbing ist die Rede, wenn über einen längeren Zeitraum systematisch und wiederkehrend ein anderer Mensch erniedrigt oder ausgegrenzt wird. Das kann auf die unterschiedlichsten Arten passieren und erfolgt auch in der Regel aus einer Kombination von psychischem und physischem Mobbing. Freiheitsberaubung durch Einsperren, Beschädigung von Eigentum, Beschimpfungen oder E-Mobbing über soziale Medien sind nur einige Varianten davon.
Wenn ein betreutes Kind sein Verhalten ändert, sich verschließt und immer weniger erzählt, sogar nicht mehr in den Kindergarten oder die Schule gehen will, sollte man das Thema Mobbing im Hinterkopf haben. Bei körperlichen Verletzungen ist die Sache meist offensichtlicher. Ein Gespräch mit den Eltern sollte diese für die vorliegende Verhaltensauffälligkeit sensibilisieren.
Was ist danach zu tun? Zum einen sollten die Eltern Kontakt zur betroffenen Institution aufnehmen und ihr Anliegen vorbringen. Ein direkter Kontakt mit dem mobbenden Kind oder dessen Eltern ist in jedem Fall nicht ratsam, da dieses Verhalten die Position des gemobbten Kindes in den Augen des Mobbenden weiter schwächt und Eltern ihre Kinder in der Regel von jeglicher Schuld freisprechen, wodurch die Position des Mobbenden unabsichtlich gestärkt wird. Ein Schulpsychologe kann Eltern helfen zu ergründen, weshalb ausgerechnet ihr Kind zu einem Mobbingopfer wurde.
In den meisten Fällen verfügt das gemobbte Kind über kein Selbstwertgefühl und keine Freunde. Das nicht vorhandene Selbstbewusstsein, durch das Mobbing aufgegriffen, gilt es zu stärken, etwa beim Sport. Eltern können auch zu Hause in einer Art Rollenspiel den Umgang mit Mobbing einüben. So können spontane Antworten in der jeweiligen Situation den Mobbenden und seine Gruppe an Zuschauern oder Mit-Mobbern verwirren. Das Kind sollte lernen, sich selber zu akzeptieren und Gelassenheit einzuüben. Auch kann es sich mit anderen Betroffenen zusammenschließen.
Beim professionellen Umgang mit Mobbing bei Kindern und Jugendlichen hat sich der "No Blame Approach"-Ansatz aus England in der Praxis als sehr erfolgreich erwiesen. Hierbei gibt es, bei Zustimmung des Mobbing-Opfers, keine Beschuldigung und Bestrafung der beteiligten Mobber.