Seit Ende 2008 investiert Deutschland aktiv in den Ausbau der Kinderbetreuung. Seit August 2013 haben Eltern einen gesetzlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz für ihre Kinder, bei dem Sie bedarfsgerecht und von qualifiziertem Personal betreut werden. Dabei kommt die Funktion der Fürsorgepflicht entweder einer KiTa oder einer Tagespflege, wie zum Beispiel einer Tagesmutter, zu.
Doch wie sieht es eigentlich in anderen Europäischen Ländern aus und wie ist Kinderbetreuung in Deutschland im europäischen Vergleich einzuordnen?
Finanzierung der Kinderbetreuung
In Deutschland hat der Bund im Zuge des Investitionsprogramms für die Kinderbetreuung bereits bis zum Jahr 2014 über 5 Milliarden Euro gezahlt und steuert aktuell einen dreistelligen Millionenbetrag für den weiteren Ausbau und die Instandhaltung von Kindertagesstätten bei. Für die Kita-Kosten bzw. die Betreuungsgebühr der Tagesmutter müssen die Eltern im Anschluss selbst aufkommen. Eine finanzielle Unterstützung für die Eltern kann individuell beantragt werden.
In Dänemark ist die Kinderbetreuung steuerfinanziert und daher ein kostenfreies Leistungsangebot für Eltern. Bevor die Kinder eine Tagesbetreuung in Anspruch nehmen, bleiben sie meistens bis zum ersten Geburtstag zu Hause, da bis zu diesem Zeitpunkt ein ergiebiges Elterngeld für die aufkommenden Lohnausfälle vom Staat gezahlt wird.
In Schweden wird in der Familienpolitik sehr viel Wert auf die Vollbeschäftigung gelegt. Um dies zu managen, steht den berufstätigen Müttern und Vätern ein ausgereiftes Angebot für die Kinderbetreuung zur Verfügung. Das Betreuungsangebot ist öffentlich finanziert und die Eltern leisten lediglich einen Elternbeitrag. Dieser berechnet sich über das Haushaltseinkommen und minimiert sich für jedes weitere Kind. Die Betreuung des vierten Kindes ist sogar frei. Zudem gibt es Obergrenzen für die Gebühr, sodass diese in einem überschaubaren Rahmen bleiben.
In Frankreich werden die Kinder oft von Tagesmüttern betreut. Für diese Art der Kinderbetreuung gibt es seit 1980 Zugaben vom Staat und seit 1990 sogar eine Steuervergünstigung. Die Betreuungskosten bei der Tagesmutter sind vertraglich mit der Betreuungsperson zu klären und auch davon abhängig, ob Ressourcen wie Nahrungsmittel oder Windeln selbst oder von der Tagesmutter zur Verfügung gestellt werden.
Betreuungsquote
In Deutschland hat der Ausbau der Kindertageseinrichtungen und die konstante, finanzielle Unterstützung der deutschen Regierung die Betreuungsquote stark wachsen lassen. Von einem Wert von 13,6 % im Jahr 2006 konnte der Prozentsatz in 2015 auf einen Wert von 32,9 % gesteigert werden.
Dieser Trend muss sich aber auch in diesem und in den kommenden Jahren weiter fortsetzen, da der angemeldete Betreuungsbedarf der Eltern bei > 40 % liegt.
In Dänemark herrscht mit knapp 80 % der mit Abstand höchste Wert der Betreuungsquote für Kinder unter 3 Jahren. Bereits seit 2004 sind die dänischen Kommunen verpflichtet, Betreuungsplätze zur Verfügung zu stellen, wodurch die aktuell sehr hohe Betreuungsquote entstand.
Schweden und Niederlande liegen mit einer Betreuungsquote von jeweils um die 50 % auf Platz zwei und drei.
In Schweden sind die Kommunen ebenfalls verpflichtet, Kindertagesplätze ab dem ersten Geburtstag anzubieten. Jedoch haben nur berufstätige Eltern einen Anspruch auf eine Ganz- bzw. Halbtagsbetreuung. Andernfalls wird den Eltern nur eine Tagespflege bis zu drei Stunden zugeschrieben.
In Frankreich liegt die Betreuungsquote bei etwa 45 %. Bereits Ende des 19 Jahrhunderts wurden Vorschulen eingerichtet, jedoch hat sich die Betreuungspolitik der Kleinkinder in staatlichen Einrichtungen in dieser Zeit nicht so stark entwickelt und der Fokus liegt nach wie vor auf den Vorschulen, die Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren besuchen. Die Betreuung in Frankreich wird viel mehr durch zertifizierte Tagesmütter in Anspruch genommen.
Fazit
Im europäischen Vergleich der Kinderbetreuung liegt Deutschland aktuell im oberen Mittelfeld. Je mehr die Familienpolitik des Landes auf eine Vollbeschäftigung der Mütter und Väter setzt, desto eher wird auch der Schwerpunkt auf ein ausgereiftes Angebot zur Kinderbetreuung gesetzt. Doch die vollendete Umsetzung ist ein Prozess und benötigt Zeit. Deutschland ist aktuell auf einem sehr guten Weg, die Quote der Kinderbetreuung für unter Dreijährige weiter zu erhöhen und sich zukünftig im europäischen Vergleich den skandinavischen Ländern anzugleichen.
Quelle:
www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_09_2013.pdf