Die Wahrheit oder der Weihnachtsmann? Warum wir Kinder an magische Welten glauben lassen sollten

Jedes Jahr fragen sich Eltern aufs Neue, ob sie ihre Kinder weiterhin an den Weihnachtsmann glauben lassen oder ihnen die Wahrheit sagen sollen. Wir haben bei Experten nachgefragt.

Pro: Kinder haben Recht auf ein wenig Zauber

Psychologen sind sich einig: Der Glaube an Weihnachtsmann, Christkind und Nikolaus gehöre zu unserer Kultur dazu. Sie vermitteln bestimmte moralische Werte, Leitlinien und Wahrheiten auf kindgerechte Weise. Kinder lernen mit diesen Figuren, dass es nicht egal ist, wie man sich verhält und dass schlechtes Verhalten Konsequenzen nach sich zieht. Der Glaube an den Weihnachtsmann habe dieselbe Funktion wie Märchen: Sie transportieren „gute Mächte“ und die Zuversicht, dass am Ende alles gut ausgeht. Kinder brauchen solche Informationen, um sich unbeschwert entwickeln zu können. Welche Fantasie-Gestalt aber genau gute Werte vermittelt (Weihnachtsmann, Harry Potter, Benjamin Blümchen, Bibi Blocksberg etc.) sei jedoch zweitrangig. Zudem fördert das Schreiben eines Weihnachtszettels die Kreativität.

Kontra: In der Bibel steht „Du sollst nicht Lügen“

Theologen sind dagegen der Meinung, Kindern stets die Wahrheit zu sagen. Religion dürfe nicht mit Lüge und Täuschung in Verbindung gebracht werden – besonders nicht Kindern gegenüber. Auch sei das Bild, Kinder erhalte bei schlechtem Benehmen eine Rute statt Geschenke, ungünstig. Theologen kritisieren, dass dies lediglich ein Abschieben von Verantwortung und ein Zeichen für Schwäche der Eltern sei. Wenn Eltern auf diese Weihnachtsgestalten setzen, dann seien diese nicht in der Lage, Kindern auf andere Art und Weise beizubringen, dass bestimmtes Verhalten nicht in Ordnung ist, so die Theologen.

Wie verhalten sich Eltern nun richtig?

Kinder akzeptieren bis zu einem gewissen Grad Widersprüche. Daher ist auch nicht schlimm, wenn Kinder Onkel oder Nachbar als Weihnachtsmann enttarnen. In diesem Moment sind Kinder auch nicht enttäuscht, sondern fühlen eine Art Triumph, dass sie hinter einem Geheimnis der Erwachsenen gekommen sind.
Ein richtiges Alter, Kindern zu sagen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt, gibt es nicht. Dies ist auch gar nicht notwendig. Kinder kommen, wenn sie soweit sind, ganz allein dahinter. Psychologen raten den Eltern, dass sie diesen Prozess alleinig ihren Kindern überlassen. Ernsthafte Zweifel an der Existenz des Weihnachtsmannes treten normalerweise dann auf, wenn Kinder in die Schule kommen. Hier sollten Eltern genau zuhören. Wenn Kinder mit starker Skepsis fragen, ob es den Weihnachtsmann denn wirklich gebe, dann sollten sie die Wahrheit sagen. Wenn ein Kind aber vorsichtig fragt: „Den Weihnachtsmann gibt es doch, oder?“, dann wünscht sich dieses Bestätigung, dass der Weihnachtsmann wirklich existiere. Hier sollten Eltern, die „magische Welt der Weihnacht“ weiterhin bestehen lassen.